Autorin: Suthamini Kunalingam (@AllesimLotus)
Hey, ich bin Suthamini – geboren in Jaffna, Sri Lanka, mit 13 nach Deutschland gekommen. Heute lebe ich verheiratet in Deutschland und arbeite als Senior Business Consultant. Neben meinem Job bespiele ich den Instagram-Kanal „AllesimLotus“, auf dem ich viele Inhalte rund um Selbstführung und Persönlichkeitsentwicklung teile – unter anderem mit Buchtipps, Impulsen und Gedanken zum mutigen Leben. Schau dort gerne vorbei, wenn dich diese Themen interessieren.
Das Leben in der Diaspora hat viele schöne Seiten, aber es bringt auch Herausforderungen mit sich: Klarzukommen zwischen zwei Kulturen, sich selbst treu zu bleiben, alte Muster zu durchbrechen und die eigene Identität zu finden – das ist ein Weg voller Fragen, manchmal Zweifel, aber auch voller Chancen.
In diesem Blog möchte ich dir keine Patentlösung geben und schon gar nicht sagen, dass nur ein bestimmter Weg – heiraten oder nicht heiraten – der richtige ist. Heiraten ist etwas Wunderbares, wenn es aus deiner eigenen Überzeugung heraus geschieht. Vielmehr möchte ich dir ein paar Gedankenanstöße mitgeben: Was macht eine Partnersuche und eine Beziehung für uns als Menschen in der Diaspora besonders? Worauf kommt es an? Und wie können wir uns selbst Mut geben und die Generation nach uns ermutigen, freier und entschiedener zu leben?
Sich selbst kennen – die wichtigste Grundlage
Bevor wir nach jemand anderem suchen, lohnt es sich, uns selbst wirklich zu kennen. In der Diaspora kommt eine zusätzliche Ebene dazu: Wir wachsen in zwei Kulturen auf, die unterschiedliche Vorstellungen von Leben und Partnerschaft mitbringen. Während zu Hause vielleicht eher Anpassung und Gehorsam erwartet werden, lernen wir draußen, wie essenziell Selbstbestimmung und Freiheit sind. Das kann verwirrend sein – und genau deshalb ist es so wichtig, den eigenen Kern zu finden.
Sich zu fragen: Was gibt mir Energie? Wie gehe ich mit Einsamkeit um? Welche Werte sind für mich unverhandelbar? Diese Fragen sind nicht immer leicht, manchmal sogar schmerzhaft. Aber sie helfen, eine Partnerschaft einzugehen, in der wir uns nicht verlieren. Kleine Übungen wie Journaling oder das Lebensrad können da echte Augenöffner sein. Sie machen sichtbar, wo wir im Gleichgewicht sind und wo uns etwas fehlt. Wer sich selbst gut kennt, geht Beziehungen nicht aus Angst vor dem Alleinsein ein, sondern aus einer echten Entscheidung heraus.
Erwartungen klären – was brauche ich in einer Partnerschaft?
In der ersten Verliebtheitsphase zählen die Schmetterlinge im Bauch, doch früher oder später geht es um mehr: um das gemeinsame Leben. Dabei sind es weniger große romantische Gesten, sondern die kleinen, alltäglichen Dinge, die entscheidend sind. Wer übernimmt Verantwortung im Haushalt? Wie gehen wir mit Finanzen um? Welche Rolle spielen Karriere, Familie oder Kinder? Wie möchten wir die Kinder erziehen?
Gerade in der Diaspora kann es passieren, dass unterschiedliche Prägungen aufeinandertreffen: Eine Person ist es gewohnt, dass alles in der Familie geteilt und entschieden wird, während die andere viel Wert auf persönliche Freiheit legt. Wenn solche Themen nicht angesprochen werden, entstehen schnell Missverständnisse. Deshalb lohnt es sich, die eigenen Erwartungen zu Beginn einer anbahnenden Partnerschaft offen zu formulieren, auch wenn es unbequem ist. Das schafft Klarheit und verhindert, dass aus anfänglicher Harmonie später dauerhafte Konflikte werden.
Eltern verstehen und trotzdem eigene Wege gehen
Unsere tamilischen Eltern haben ihr Leben oft ganz anders gelebt, als wir es heute tun. Viele von ihnen sind mit einer Ehevorstellung groß geworden, die nicht hinterfragt wurde: Die Partnerwahl galt als Schicksal, die Ehe als unauflösbar und zwar unabhängig davon, ob sie erfüllend war oder nicht.
Wir sind dankbar für ihre Opfer und für den Weg, den sie uns ermöglicht haben. Gleichzeitig spüren wir aber auch: Wir möchten anders leben. Das bedeutet, den Mut zu haben, Grenzen zu setzen und eigene Entscheidungen zu treffen. Dabei geht es nicht darum, Eltern vor den Kopf zu stoßen, sondern darum, die eigenen Vorstellungen klar zu machen. Wenn wir erklären, warum wir bestimmte Entscheidungen treffen – sei es, uns Zeit mit der Ehe zu lassen oder andere Vorstellungen von einer Partnerschaft zu haben, schaffen wir Verständnis. Den Stein ins Rollen zu bringen liegt auch stückweit in unserer Verantwortung.
Dieser Prozess ist nicht leicht, aber er verändert etwas: Wir tragen dazu bei, dass die nächste Generation mehr Freiheit hat. Denn wenn wir lernen, respektvoll, aber bestimmt für unsere Überzeugungen einzustehen, öffnen wir Türen, die vor uns vielleicht verschlossen waren.
Partnersuche locker sehen – kein Wettrennen
Gerade in unserer Community entsteht schnell der Eindruck, man sei „zu spät dran“, wenn man mit Anfang 20 noch nicht verlobt ist oder mit Ende 20 noch keine Kinder hat. Doch Partnerschaft ist kein Wettbewerb. Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo, seine eigene Geschichte.
Es hilft, sich daran zu erinnern: Nur weil andere gerade diesen Schritt gehen, bedeutet das nicht, dass man selbst hinterherhinkt. Wer sich Zeit lässt, hat die Chance, bewusster zu wählen und nicht aus Druck oder Angst eine Entscheidung zu treffen, die sich später schwer anfühlt.
Erste Begegnungen – worauf es wirklich ankommt
Wenn wir anfangen, jemanden kennenzulernen, ist es leicht, uns von äußeren Dingen blenden zu lassen: das schicke Auto, das teure Restaurant, die perfekte Selbstdarstellung. Doch das, was langfristig trägt, ist etwas anderes: Gespräche über Werte, Träume und Freiheiten.
Geschenke und große Gesten sind schön aber sie tragen keine Beziehung. Entscheidend ist, ob du dich sicher fühlst, deine Gedanken und Wünsche auszusprechen. Ob dein Gegenüber wirklich zuhört, auch wenn es unbequem wird. Ob ihr auf Augenhöhe miteinander reden könnt und nicht von oben herab, nicht mit Schuldzuweisungen, sondern mit echtem Interesse am anderen. Und ob Respekt bleibt, selbst in Momenten, in denen ihr nicht einer Meinung seid. Darin liegt die wahre Stärke einer Partnerschaft. Gerade hier zeigt sich, ob eine Partnerschaft eine stabile Grundlage haben kann.
Und zum Schluss….
Diaspora bedeutet, zwischen zwei Welten zu stehen. Aber es bedeutet auch, Brücken zu bauen – zwischen Tradition und Freiheit, zwischen Dankbarkeit und Selbstbestimmung. Wenn du dich auf die Suche nach Liebe machst, nimm dir Zeit, dich selbst zu kennen, deine Erwartungen zu klären und mutig Grenzen zu ziehen.
Das größte Geschenk, das wir uns selbst und der nächsten Generation machen können, ist vielleicht genau das: ein Leben, in dem Liebe nicht Pflicht oder Anpassung bedeutet, sondern eine bewusste Entscheidung – frei, mutig und von Herzen.
Und genau hier setzt auch die Arbeit von „Paalam“ an. Die Dating-Plattform möchte junge Tamilinnen und Tamilen in Deutschland, Schweiz und Österreich zusammenbringen und Räume schaffen, in denen Begegnungen nicht von Druck geprägt sind, sondern von Offenheit, Vertrauen und gegenseitigem Verständnis. Paalam baut Brücken – zwischen den Generationen, zwischen Eltern und Kindern, zwischen unserer Community und der Welt um uns herum. Es ist ein mutiger Schritt, der zeigt: Wir sind nicht allein auf diesem Weg – wir gehen ihn gemeinsam.