Autorin: Pavithraa Mohanambal (@psych_pavithraa)
Als junge Tamilin und Psychologin habe ich die Herausforderungen von Beziehungen und der Angst vor Bindung aus zwei Perspektiven erlebt – der persönlichen und der professionellen. In meiner Arbeit als Psychologin und als Frau, die mit den traditionellen Erwartungen meiner Kultur aufgewachsen ist, habe ich viele Parallelen zwischen den psychologischen Theorien über Bindung und den Erfahrungen meiner eigenen Community entdeckt.
Die Last der Vergangenheit
Die Angst vor einer festen Partnerschaft hat viele Ursachen, und für viele von uns spielt das Trauma nach einer Trennung eine entscheidende Rolle. Besonders in einer Kultur, in der Beziehungen und Heirat oft mit viel Druck und Erwartungen verbunden sind, kann eine schmerzhafte Trennung tiefe Spuren hinterlassen. Oft kommt die Frage auf: „Kann ich wieder vertrauen? Kann ich mich wieder voll und ganz auf jemanden einlassen?“
Ich erinnere mich noch gut an Gespräche mit Freundinnen und Klientinnen, die durch Trennungen oder enttäuschte Erwartungen in Beziehungen zu der Überzeugung gekommen sind, dass echte Nähe und Vertrauen fast unerreichbar sind. Die Angst, erneut verletzt zu werden, hält sie davon ab, sich wieder auf jemanden einzulassen.
Psychologische Sicht: Bindungsstörungen und Ängste
Die Bindungstheorie, die die Grundlage meiner Arbeit als Psychologin ist, erklärt, wie frühere Beziehungen, besonders die zu unseren Eltern, unser späteres Beziehungsverhalten beeinflussen. Traumas aus der Vergangenheit, sei es durch Trennung oder Enttäuschung, hinterlassen oft unsichtbare Narben, die uns unbewusst daran hindern, neue, gesunde Beziehungen einzugehen.
Viele Menschen, die nach einer schmerzhaften Trennung Angst vor einer festen Partnerschaft haben, entwickeln ein Vermeidungsmuster oder eine Angst vor Nähe. In meiner Praxis sehe ich oft, wie diese Ängste mit negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit verknüpft sind. Doch ich weiß auch, dass es einen Weg gibt, aus diesem Kreislauf auszubrechen.
Kultureller Druck und innere Konflikte
Als Tamilin habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass die Erwartungen der Familie und die kulturellen Normen einen weiteren Druck auf Beziehungen ausüben. Der Wunsch, „die richtige Wahl“ zu treffen und dabei die Vorstellungen der Familie zu erfüllen, kann die Ängste verstärken. Vielleicht kennst du das Gefühl, ständig zwischen den eigenen Wünschen und den Erwartungen der Familie hin- und hergerissen zu sein. Diese Konflikte machen es nicht nur schwieriger, eine Beziehung zu führen, sondern auch, eine feste Partnerschaft wirklich zuzulassen.
Der Weg zur Heilung – Schritt für Schritt
Aber hier ist die gute Nachricht: Heilung ist möglich. Der erste Schritt ist, sich selbst zu verstehen und die eigenen Ängste zu erkennen. Was genau fürchtest du? Die Angst vor Wiederholung der Vergangenheit? Die Angst vor Enttäuschung oder vielleicht sogar die Angst, den eigenen Platz im Leben und in der Familie zu verlieren?
Als Psychologin habe ich gelernt, dass es nicht nur darum geht, Ängste zu bekämpfen, sondern sie zu akzeptieren und zu verstehen. Du kannst lernen, Vertrauen in dich selbst und in andere aufzubauen.
Es geht darum, kleine, gesunde Schritte zu machen – sich jemandem vorsichtig zu öffnen, den Dialog zu suchen und, vor allem, sich nicht von den Narben der Vergangenheit definieren zu lassen.
Praktische Tipps für den Alltag:
Fazit
Als Tamilin und Psychologin weiß ich, wie schwer es sein kann, sich wieder zu öffnen, wenn das Vertrauen einmal gebrochen ist. Doch auch in einer Kultur, die oft strikte Vorstellungen von Beziehungen hat, gibt es Raum für Heilung. Du kannst lernen, deine Ängste zu überwinden und eine liebevolle, stabile Partnerschaft zu führen – mit dir selbst als Grundlage. Du verdienst es, zu lieben und geliebt zu werden, ohne von der Vergangenheit zurückgehalten zu werden.